Warum der Wegfall der „Faktenchecker“ richtig und wichtig ist
Facebook hat nun die Faktenchecker durch Community-Notes (zu deutsch: Kollektive Anmerkungen) ersetzt – zumindest in den USA. Und wenn das gut läuft, sollen dann auch international die Faktenchecker verschwinden. Doch nicht alle finden diese Entwicklung wünschenswert. Einige regen sich derzeit darüber auf und befürchten, dass vor allem Menschen mit rechtsradikalen Ansichten nun noch mehr Lügen und Falschinformationen veröffentlichen und dadurch ihr gefährliches Gedankengut im Internet ungehindert verbreiten können. Aber ist das wirklich so? Haben die Faktenchecker gefährliche Falschinformationen aufgedeckt, sie verbannt und die Welt somit ein Stück besser gemacht? Ich glaube, sie haben viel mehr Schaden angerichtet als Gutes getan. Warum ich das denke und weshalb ich es begrüße, dass X (ehemals Twitter) und jetzt auch Meta die Faktenchecker verbannt, erkläre ich in diesem Beitrag.
Die Idee der Faktenchecker
Schon der Name „Faktenchecker“ ist wirklich absurd. Unsere Welt besteht nicht aus klaren Schwarz-Weiß-Fakten und deshalb ist es beinahe unmöglich klare Fakten zu einem komplexen Thema zu sammeln. Es gibt nicht die eine, einzige Wahrheit. Oft geht es um Perspektiven, um Interpretation und auch um Werte. Wer also behauptet, er würde „Fakten“ checken, behauptet indirekt, die absolute Wahrheit gepachtet zu haben. Und das macht mich misstrauisch.
Das nächste Problem: Wer entscheidet eigentlich, was wahr ist und was nicht? Wer überprüft die Fakten? Und wer gibt den Faktencheckern die Macht, über richtig oder falsch zu urteilen? In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Faktenchecker – diese angeblichen Hüter der Wahrheit – viel Schaden angerichtet haben. Mich hat es nicht verwundert, da ihre Aufgabe von Vornherein zum Scheitern verurteilt war.
Überhebliche Faktenchecker und ihre Folgen
Schauen wir doch mal auf die Zeit der Corona-Krise zurück. Faktenchecker wollten neutral informieren und Falschmeldungen aus dem Weg räumen, um in der Krise für Ruhe zu sorgen und das Vertrauen in die Entscheidungen der Regierung zu stärken. Das Ergebnis war erschreckend! Studien wurden falsch interpretiert: Faktenchecker haben bestimmte wissenschaftliche Meinungen als falsch abgestempelt, die sich später als richtig herausstellten. Und plötzlich war der große Faktencheck selbst eine Falschmeldung. Ein weiter Tiefpunkt dieser Zeit und Auswirkung der Faktenchecker: Kritisierte man die vorherrschende Meinung zum Thema Corona, war man schnell in der Ecke der Verschwörungstheoretiker und Neo-Nazis gelandet – inklusive Maulkorb in den sozialen Netzwerken. Die Faktenchecker unterdrückten jede Stimme, die Kritik an der Corona-Politik der Regierungen übte. Und das ist genau der Punkt: Wenn Faktenchecker sich selbst nicht hinterfragen oder kritisch betrachten lassen, was unterscheidet sie dann von Zensur? Meinungsfreiheit sieht anders aus.
„Sie drängten uns superhart, Dinge zu löschen, die wirklich wahr waren. Sie haben uns im Grunde gedrängt und gesagt: Alles, was besagt, dass Impfstoffe Nebenwirkungen haben könnten, müsst ihr löschen.“
Meta-Chef Mark Zuckerberg im Podcast mit dem US-Talker Joe Rogan
Oder werfen wir einen Blick auf die „Faktencheck- und Rechercheplattform“ Correctiv. Die Reportage „Geheimplan gegen Deutschland“, die vor einem Jahr veröffentlicht wurde, führte zu großen Protesten und Demos in ganz Deutschland, wurde darin schließlich von einem Treffen von „AfD-Politikern“, „Neonazis“ und „finanzstarken Unternehmer“ in Potsdam berichtet, die „nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland“ geplant haben. Und noch am selben Tag des Erscheinens dieser „Reportage“ berichtete die ZDF-Moderatorin Marietta Slomka im Heute-Journal, in Potsdam sei die «Deportation von Millionen Menschen, auch solcher mit deutscher Staatsbürgerschaft“ geplant worden. Bundeskanzler Olaf Scholz warnte in einer Ansprache vor „Fanatikern mit Assimilationsphantasien“ und die Innenministerin Nancy Faeser fühlte sich an die Wannseekonferenz der Nationalsozialisten erinnert. Erschrocken gingen die Menschen auf die Straße, um gegen rechts zu demonstrieren und der Schock vieler Menschen saß tief, dass so etwas heutzutage in Deutschland noch passieren kann. Auch ich war im ersten Moment geschockt! Heute muss man allerdings fragen: wie viel Wahrheit steckte in dem Bericht der sogenannten Faktenchecker? Es ist erschreckend, aber tatsächlich steckt nur sehr wenig Wahrheit in diesem Artikel. Das zeigen auch die Gerichtsurteile zu diesem Thema. Übertreibungen, Missverständnisse und Falschdarstellungen haben zu einem völlig falschen Eindruck geführt, was in Potsdam geschehen ist. Aus konservativen Menschen, von denen einige sich eine strengere Migrationspolitik wünschen, sind Neonazis geworden – aufgrund eines Artikels von sogenannten Faktencheckern.
Auch die ZEIT hat sich diesem Fall noch einmal gewidmet und schreibt in einem aktuellen Artikel:
„Nach der Veröffentlichung des Artikels im Januar sprach das ganze Land über angeblich geplante „Massendeportationen“, verschiedene Medien und Institutionen benutzten das Wort, obwohl es im Correctiv-Artikel gar nicht stand. Und obwohl Correctiv selbst erklärt, das Wort sei in Potsdam nicht gefallen. Dennoch ist offenbar der lebhafte Eindruck entstanden, es sei genau darum gegangen.“
Aus der ZEIT Nr. 02/2025
Und in der WELT kommt eine Teilnehmerin des besagten Treffens in Potsdam zu Wort:
„Durch den „Correctiv“-Text sei ihr Leben zur Hölle geworden, erklärt Simone Baum, Mitglied der Werteunion. Zahlreiche Menschen hätten sich von ihr abgewandt, es sei zu Nachstellungen und bedrohlichen Situationen auch im privaten Umfeld gekommen. „Auch wenn mittlerweile zum Glück immer breiter durchdringt, dass die Kernaussagen des Correctiv-Berichts irreführend und falsch waren, bleiben Schäden im beruflichen und privaten Bereich zurück.“
Aus der WELT, veröffentlicht am 13.01.2025
Warum Community-Notes besser sind
Statt Faktencheckern setzt Facebook jetzt auf Community-Notes. Das bedeutet, dass die Gemeinschaft – also Leute wie Du und ich – Inhalte kommentieren und einordnen kann. Klingt fairer, oder? Hier ein paar Vorteile:
- Vielfalt der Meinungen: Statt eine zentrale Instanz zu haben, die die Wahrheit definiert, kommen verschiedene Perspektiven zusammen. Das ist demokratischer.
- Mehr Transparenz: Community-Notes zeigen, wie Meinungen zustande kommen. Jeder kann sich selbst ein Bild machen.
- Selbstkorrektur: Wenn viele Menschen mitdiskutieren, gleichen sich Fehler schneller aus, als wenn ein einzelner Faktenchecker etwas behauptet. Stichwort Schwarmintelligenz.
Das heißt nicht, dass Community-Notes perfekt sind. Aber sie sind ein Schritt in die richtige Richtung. Wir brauchen keine elitären Wahrheitshüter, sondern eine lebendige Debatte.
Die große Frage: Wem gehört die Wahrheit?
Für mich ist das eigentliche Problem nicht, ob Faktenchecker oder Community-Notes besser sind. Es geht um die grundsätzliche Frage: Wie gehen wir mit Informationen im Netz um?
Hier ein paar Gedanken dazu:
- Selbst nachdenken: Verlass Dich nicht blind auf Dritte, sondern prüfe Informationen selbst. Lies verschiedene Quellen, schau Dir die Hintergründe an, hinterfrage und denke über Sachverhalte nach bevor Du Dir eine Meinung dazu bildest. Das gilt übrigens nicht nur für Informationen aus dem Internet, sondern generell für alles, was Du hörst, siehst und liest.
- Diskussion zulassen: Auch kontroverse Meinungen müssen ihren Platz haben. Nur durch Debatte kommen wir weiter – auch wenn manche Meinungen schwer auszuhalten sind. Das ist für mich gelebte Demokratie.
- Meinungsfreiheit verteidigen: Jeder sollte das Recht haben, seine Sichtweise zu äußern – auch wenn sie Dir oder mir nicht gefällt.
Was denkst Du darüber? Findest Du, ich gehe zu streng ins Gericht mit den Faktencheckern? Oder findest Du auch, dass es Zeit wird, dass sie verschwinden? Schreibe Deine Meinung in die Kommentare! Denn am Ende sind es die Gespräche und Diskussionen, die uns weiterbringen. Und wer weiß, vielleicht finden wir gemeinsam heraus, wie wir das Internet oder sogar die Welt ein bisschen besser machen können.
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