Skurrile Social-Media-Trends

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Warum das Internet manchmal einfach nur herrlich verrückt ist

Social Media zeigt, was die Menschen gerade bewegt. Und genau das beobachte ich mit großem Interesse. Nicht nur, weil ich mit meiner Agentur Trends verstehen und Kampagnen planen muss. Ich bin auch privat gerne auf Plattformen wie TikTok und Instagram unterwegs. Und ehrlich gesagt: Der Algorithmus macht seine Sache ziemlich gut. Beim Scrollen durch Fachinhalte, News, Trends und Lifehacks entdecke ich viele Beiträge, die mir neue Perspektiven eröffnen.

Aber manchmal stolpere ich auch über Dinge, die mich einfach nur zum Lachen bringen. Schräge, absurde oder völlig übertriebene Posts, die auf den ersten Blick keinen echten Nutzen oder Sinn haben, aber das Internet zu dem machen, was es ist: ein Ort, an dem sich Kreativität, Humor und ein bisschen Wahnsinn treffen. Heute möchte ich genau über diese skurrilen Social-Media-Trends sprechen; die, bei denen mir auch mal ein „WTF!“ herausrutscht.

Bist Du auch in Gruppe 7?

Der Trend Gruppe 7 begann mit der US-Musikerin Sophia James, die auf TikTok sieben sehr ähnliche Videos hochlud, nummeriert von eins bis sieben. Ihr Experiment: herausfinden, welches Video vom Algorithmus bevorzugt wird. Das siebte Video ging viral und plötzlich erklärte das Internet: Wer dieses siebte Video zuerst gesehen hat, gehört zur „Gruppe 7“. Was als ironisches Spiel mit dem Algorithmus gedacht war, wurde zum Meme. Menschen begannen, stolz zu posten, sie seien Teil dieser Gruppe. Natürlich ohne, dass das irgendeine Bedeutung hätte. Und genau das ist das Faszinierende: ein Hype, der aus purem Zufall entsteht und trotzdem das Gefühl von Gemeinschaft erzeugt. Ein digitales Paralleluniversum, in dem man dazugehört, weil der Algorithmus es so will.

„my type“

Bei „my type“ geht es um ein charmant simples Spiel: Man tippt „my type“ in die TikTok-Suche ein, und das erste Video, das erscheint, soll den Typ Mann oder Frau zeigen, auf den man steht. Das Ergebnis? Meistens amüsant, manchmal erschreckend treffend. Viele posten Reaktionsvideos oder Duette dazu, andere starten hitzige Diskussionen über die „Treffsicherheit“ des Algorithmus. Was dahinter steckt, ist mehr als nur Spaß. Es ist ein stilles Experiment darüber, wie gut künstliche Intelligenz und personalisierte Feeds uns inzwischen kennen. Der Trend spiegelt Neugier, Eitelkeit und digitales Vertrauen zugleich.

„I’m bored, tell me about…“

Manchmal entsteht aus Langeweile das Schönste. Beim Trend „I’m bored, tell me about…“ fordern Nutzer andere auf, Geschichten zu erzählen. Etwa: „… tell me about your weirdest job“, „…tell me about your first heartbreak“ oder „…tell me about the strangest thing you’ve seen“. Erzähle mir etwas über den schrägsten Job, den Du je gemacht hast, über Deinen ersten Liebeskummer oder das Seltsamste, was Du je in Deinem Leben gesehen hast. Was dann passiert, ist großartig: In den Kommentaren entstehen ganze Erzählstränge, echte Geschichten von Menschen auf der ganzen Welt. Kurios, ehrlich, manchmal rührend. Da passiert es mir auch mal, dass ich die Zeit vergesse und in der Kommentarspalte hängenbleibe. Und dann lese ich dort die absurdesten, rührendsten oder traurigsten Geschichten und weiß, dass die meisten davon tatsächlich wahr sind. Das ist Internetkultur in Reinform.

„Expectation vs Reality“

Kaum ein Trend hält Social Media so schonungslos den Spiegel vor wie „Expectation vs Reality“. Was als ironischer Vergleich zwischen perfekt inszenierten Bildern und ihrem unspektakulären Gegenstück begann, ist heute eine eigene Erzählform geworden. Wenn das echte Leben durchs Filterglas bricht… Besonders oft geht es um Reiseziele: Traumstrände, die auf Instagram leer und magisch wirken, sind in Wirklichkeit überlaufen, laut und voller Menschen, die alle denselben Blickwinkel jagen. Doch der Trend reicht längst weiter. Er entlarvt das Hochglanzbild unseres Alltags. Da wird die perfekte „Morning Routine“ gezeigt: frische Blumen, grüne Smoothie-Bowls, der Yoga-Sonnengruß im sanften Morgenlicht. Die Realität sieht aber vielleicht ganz anders aus: statt gesundem Start in den Tag, gibt es Instant-Kaffee, ein Handtuch auf dem Kopf und eine Vape mit Blaubeergeschmack. Gerne wird auch die Beziehung thematisiert. Im Instagramvideo räkelt sich die Liebste abends in Dessous sexy im Bett während sie in Wirklichkeit im XXL-Shirt mit Augenpads und einem Buch im Bett liegt und ihn nicht einmal bemerkt als er sich zu ihr unter die Decke legt. Expectation vs Reality funktioniert, weil es uns die kleine Lüge hinter der Perfektion zeigt. Social Media liebt Ästhetik, aber die Wahrheit ist meistens chaotisch, ungeschminkt und unspektakulär. Vielleicht ist genau das der Grund, warum dieser Trend so beliebt ist: Er erinnert uns daran, dass echte Geschichten selten glatt sind und dass Ehrlichkeit online erfrischender wirkt als jeder Filter.

„6-7“

Wenn Du in letzter Zeit Kinder oder Teenager gesehen hast, die plötzlich „6-7!“ rufen und dabei eine merkwürdige Handbewegung machen, bist Du nicht allein. Einige Eltern und Lehrer haben sich schon gefragt, was das eigentlich soll. Der Ausdruck stammt ursprünglich aus einem Song des Rappers Skrilla, in dem „6-7“ einfach wiederholt wird. Ohne klare Bedeutung, aber mit eingängigem Rhythmus. Später wurde die Zahl durch Clips mit dem Basketballspieler LaMelo Ball populär, der zufällig 6 Fuß 7 Zoll groß ist (ca. 2,01 m). Damit begann das Internet, daraus ein eigenes Sprachspiel zu machen. Heute ist „6-7“ längst kein Ausdruck mehr, sondern ein Gefühl. Es bedeutet alles und nichts zugleich. Ein Symbol für Gleichgültigkeit, Ironie oder einfach den kollektiven „so mittel“-Vibe des Netzes. Wer „6-7“ sagt, signalisiert: ich weiß, was läuft, aber ich nehme es nicht zu ernst. Der Witz funktioniert, weil er keine Bedeutung braucht. Das ist der Kern moderner Meme-Kultur.

Internetkultur als Zerrspiegel des Alltags

Am Ende zeigen all diese skurrilen Trends vor allem eines: das Internet ist ein riesiges soziales Labor. Menschen testen Grenzen aus, spielen mit Bedeutungen, schaffen kleine Mikrokulturen, die kommen und gehen, manchmal binnen Stunden. Zwischen ernsthaften Inhalten, politischem Diskurs und digitaler Selbstdarstellung entstehen dort Momente purer Albernheit, die uns auf seltsame Weise verbinden. Vielleicht ist genau das der Charme von Social Media: dass es Platz lässt für Unsinn, spontane Kreativität und die Freude daran, gemeinsam über etwas zu lachen, das eigentlich keinen Sinn ergibt. Und wer weiß, vielleicht bist Du ja auch schon Teil einer neuen Gruppe, ohne es zu merken.

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Katharina Kokoska

Bloggerin von Frisch-gebloggt.de // iNerd // Bloggerin, Texterin, Web Consultant und Internet-Poweruser // Bücherwurm und leidenschaftliche Hobbyfotografin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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