Diskussion ums Urheberrecht – respektlos und oberflächlich
Gleich vorweg: ich bin KEIN Gegner des Urheberrechts und vertrete auch nicht die Meinung, dass wir das Urheberrecht abschaffen sollten. Künstler brauchen Rechte an ihren Werken. Die Frage ist nur, ob das bisherige Urheberrecht modern genug ist, um in diesen Zeiten noch gerecht zu sein.
Doch statt eines produktiven Dialogs, verhärten sich derzeit die Fronten. Die einen schimpfen über unsere Gesellschaft, die den Künstlern angeblich „ins Gesicht pinkelt“, sammeln Unterschriften und fordern härtere Sanktionen gegen Urheberrechtsverletzer. Die anderen schimpfen zurück, ärgern sich über die Pauschalität der getroffenen Aussagen und sammeln auch Unterschriften. In Talkshows wie Markus Lanz werden Mitglieder der Piraten vorgeführt, die sich beim Thema Urheberrecht verhaspeln. Der Respekt voreinander sinkt. Die Diskussion wird oberflächlich. Und am Kern des Problems wird vorbegeschlittert.
Das Problem mit den illegalen Downloads
Wir haben mehrere Probleme hinsichtlich des Urheberrechts, die wir bisher noch nicht lösen konnten. Ein großes Problem, das viele Menschen emotional bewegt, sind die illegalen Downloads. Ich habe mal nach einer Statistik gesucht, um der Realität in dieser Debatte näher zu kommen und herauszufinden, wie viele Deutsche zu den illegalen Downloadern gehören. Ich habe mich für eine Statistik entschieden, die der Bundesverband Musikindustrie e. V. (BVMI), der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) letztes Jahr in Auftrag gegeben haben. Befragt wurden 10.000 Personen, die repräsentativ für 63,7 Mio. Deutsche ab zehn Jahren sind.
Laut dieser Statistik laden 3,7 Mio. User in großen Mengen illegal Medieninhalte herunter. Deutschland hat 63,7 Millionen Einwohner, die über 10 Jahre alt sind. Laut Adam Riese sind es also 5,8 Prozent der Deutschen, die Musik, Videos und andere Werke in großen Mengen verbotenerweise herunterladen. Ich vermute mal, dass zu Zeiten der guten alten Kassette ähnlich viele Tonträger kopiert wurden. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass 5-6 Prozent der Bücher, die in Deutschland gelesen werden, von Freuden oder Familie ausgeliehen wurden und nicht selbst gekauft wurden. Was ich damit sagen möchte: geistiges Eigentum wurde schon immer zu einem gewissen Prozentsatz unentgeltlich kopiert oder weitergeben. Und wir haben bisher keinen Weg gefunden, das zu verhindern. Die Frage, die wir uns nun aber stellen müssen, ist: was kann die Politik gegen die illegalen Downloads tun? Welche Maßnahmen können wir ergreifen, damit nicht irgendwann niemand mehr Geld für Musik, Filme oder E-Books ausgibt? Und ist dies überhaupt eine ernstzunehmende, realistische Gefahr?
Und genau hier liegt das eigentliche Problem. Die Struktur des Internets macht es schwierig die illegalen Downloads mit einfachen Mitteln zu verhindern. Einen Kopierschutz für digitale Inhalte gibt es bereits. Doch dieser lässt sich mit Hilfe von Software oder anderen Verfahren relativ leicht entfernen. Deshalb kamen einige Menschen auf die Idee, dass die Internet-Provider einfach die Internetleitungen ihrer Kunden überprüfen sollen, um herauszufinden, wer Musik von nicht legalen Seiten herunterlädt. Klingt nach einer einfachen Lösung, hätte aber weitreichende Konsequenzen. Das wäre ungefähr so, wie wenn man von der Post verlangen würde, sämtliche Briefe und Pakete zu öffnen, um zu kontrollieren, wer illegale Ware per Post verschickt. Hier greift eindeutig der Datenschutz und der Schutz der Privatsphäre! Wer diese Idee für gut hält, den muss ich ernsthaft fragen: wollt ihr, dass die Internetprovider, wie beispielsweise die Telekom, kontrollieren, was ihr Euch im Netz anguckt und welche E-Mails ihr verschickt? Wollt Ihr, dass „Big Brother“ detailliert Eure Wege im Internet beobachtet und dokumentiert? Das kann und darf nicht die Lösung sein!
Also was tun? Es gibt einige Ideen, wie beispielsweise die Kulturflatrate. Aber vielleicht müssen sich die Musik-, Film- und Buchbranche auch einfach neue Geschäftsstrategien überlegen. Illegal downloaden ist ein Risiko, dass viel Geld kosten kann, wenn die Polizei dahinter kommt. Ein attraktives Angebot überzeugt die meisten Internetuser davon, dieses Risiko nicht auf sich zu nehmen. Gerade im deutschen E-Book-Markt sehe ich beispielsweise wenig attraktive Angebote. Denn viele Leser fragen sich, weshalb ein E-Book in Deutschland genauso teuer ist, wie ein gedrucktes Buch. Ich denke, dass bessere Angebote die Zahl an illegalen Downloads verringern wird.
Eine kleine Gruppe an illegalen Downloadern wird allerdings bleiben, welche Gesetze auch immer kommen. Da bin ich sicher. Wir konnten das Kopieren von Musik auf Kassetten in den 80er und 90er Jahren nicht verhindern und auch Ladendiebstähle lassen sich nicht vollständig unterbinden. Das ist ärgerlich, unsozial und richtet einen nicht unerheblichen wirtschaftlichen Schaden an; lässt sich aber leider nicht vermeiden, wie die vielen tausend Jahre Menschheitsgeschichte zeigen.
Doch unsere Gesellschaft besteht schließlich nicht nur aus Kriminellen! In Supermärkten wird die Ware auch offen ausgestellt und dennoch versuchen die wenigsten Menschen sie aus den Regalen zu stehlen. Das liegt natürlich daran, dass wir wissen, dass Diebstahl strafbar ist und unangenehme Konsequenzen für uns haben kann. Das liegt aber auch daran, dass wir moralische Werte haben und diese sind ein Grundpfeiler einer funktionierenden Gesellschaft. Und die Mehrheit unserer Gesellschaft lebt nach diesen Werten und ist nicht kriminell! Das dürfen wir bei der Diskussion um die illegalen Downloads nicht vergessen. Wir sprechen hier von derzeit geschätzten 5,8 Prozent, die sich regelmäßig Medieninhalte in großen Mengen illegal herunterladen und nicht von der Mehrheit der Bürger!
Weitere Probleme des Urheberrechts
Bei der aktuellen Diskussion zum Thema Urheberrecht wird fast ausschließlich über die illegalen Downloads gesprochen. Es gibt aber auch andere Probleme, die das Urheberrecht im Internet mit sich bringt. Ich spreche von den vielen Bloggern, Podcastern und Video-Produzenten, die dafür verantwortlich sind, dass das Internet neben den klassischen Angeboten großer Verlage und Firmen, auch Inhalte von Privatleuten bietet. Denkt an youTube-Filme und Online-Magazine, wie dieses. Blogger, Poscaster und youTubler bekommen in der Regel kein Geld dafür, dass sie interessante, wichtige oder unterhaltsame Inhalte ins Internet stellen. Sie tun es aber dennoch. Weil sie der Welt etwas mitzuteilen haben. Weil sie kreativ sind. Weil sie Spaß daran haben. Sie sind ein Teil unseres kulturellen Lebens. Und die Internet-User wissen es zu schätzen, nicht nur kommerzielle Inhalte im World Wide Web zu finden.
Doch das Urheberrecht, wie es derzeit besteht, hat eine Abmahn- und Abzockwelle in Gang gesetzt, die viele dieser kreativen Schreiber, Filmemacher, Musiker, Comediens etc. bedroht und ihr Schaffen mit Füßen tritt.
Dieses Video zeigt deutlich, wie gefährlich die Abmahnindustrie für Blogs geworden ist:
Was bedeutet das derzeitige Urheberrecht für einen Blogger, wie mich? Ich habe ein ungutes Gefühl dabei kurze Passagen von Zeitungen zu zitieren. Selbst wenn diese korrekt als Zitat ausgewiesen sind und sogar den Link zum Original-Artikel enthalten, passiert es immer wieder, dass Anwaltsschreiben einem Blogger ins Haus flattern mit der Begründung, man habe eine Urheberrechtsverletzung begangen. Auch wenn der Blogger höchstwahrscheinlich vor einem Gericht Recht bekommen würde – zunächst einmal kostet es viel Geld, einen Anwalt zu beauftragen, der sich um eine solche Abmahnung kümmert. Geld, das ein Blogger häufig nicht hat…
Und welche Fragen muss man sich erst stellen, wenn man ein Video auf youTube & Co. veröffentlichen möchte? Welche Musik darf ich im Hintergrund laufen lassen? Darf ich selbst einen aktuellen Titel aus den Charts singen oder auf einem Musikinstrument nachspielen? Darf ich eine Persiflage eines Musikstücks, einer Filmszene oder einer TV-Sendung aufnehmen und veröffentlichen? Und was bedeutet es für mich als Privatmann/Privatfrau, wenn ich unwissentlich eine Urheberrechtsverletzung begehe? Werde ich dann so hoch verklagt, dass ich danach pleite bin?
In diesen Fällen kann das Urheberrecht großen Schaden anrichten. Die Kreativität im Internet wird bedroht, die Künstler vor dem Bildschirm eingeschüchtert. Und ich frage Euch alle: ist es das, was wir wollen? Ist das gerecht? Fördert dieses Gesetz, wie es jetzt ist, Kultur?
Fazit: Lasst uns die Urheberrechtsdebatte gesittet führen! Statt verhärteter Standpunkte und gegenseitigen Beschimpfungen ist es wesentlich produktiver die Kernprobleme zu analysieren und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die geistiges Eigentum wertschätzt und die Gesellschaft weder kriminalisiert noch sie in ihrer Freiheit und ihren Rechten beschneidet. Die Digitale Gesellschaft hat es mit folgenden Slogan auf den Punkt gebracht: Das Urheberrecht reformieren statt zementieren. Lasst uns zurückkommen zu einer sachlichen und von gegenseitigem Respekt gezeichneten Diskussion.
Der fehlende legale Zugang zu Werken rechtfertigt nicht den illegalen Download. Wenn ich hier etwas nicht oder erst durch längeres Suchen bekomme, kann ich es dort nicht einfach klauen. Gerade im Bereich der E-Books gibt es Nachholbedarf, wobei dieser Begriff angesichts der rasanten und relativ jungen Entwicklung relativ ist. Aber es entstehen doch ständig neue Geschäfts- und Bezahlmodelle, die Digitalisierung schreitet voran. Dass sich mancher “Konsument” ein schnelleres Tempo wünscht, ist verständlich aber unterliegt eben den technischen und rechtlichen Bedingungen, mit denen Künstler und Verwerter ihre Geschäfte – und nichts anderes ist Kunst, weil sie finanziert werden muss – absichern. Für Musik gilt das nicht – hier gibt es zahlreiche Angebote. Es gibt praktisch alles legal. Un die Sache mit der Überwachung: Das Urheberrecht bringt nicht automatisch die Vorratsdatenspeicherung mit sich. Und auch hier wird populistisch argumentiert. In jedem Supermarkt gibt es Diebstahlkontrollen, damit nicht gestholen wird. Wenn es ähnliches im Internet gibt, dürften die Kritiker auch nicht mehr in Geschäften einkaufen.
Das grundsätzliche Problem besteht aber darin, dass wir über das Urheberrecht diskutieren und immer weniger die Künstler dahinter sehen. Die Debatte und vor allem die Gegner dieses notwendigen Privilegs des Urheberrechts argumentieren zunehmend populistisch. Das hat das geistige Eigentum, das haben die Kreativen nicht verdient.
Dazu meine Gedanken ganz kurz:
http://heutigentags.de/2012/05/18/urheberrecht-sic/
Ich habe gestern den Beitrag bei RTL zum Urheber- und Patentrecht gesehen. Frau MP Kraft die in den Nachrichten öffentlich zur Sache Stellung genommen hatte, sagte nicht die Wahrheit zum Thema. Gerade sie als Ministerpräsidentin ist es, die meine Rechte am Patent DE 19711050 seit Jahren mit Füßen tritt. Eine illegale Lizenzerteilung mit Einnahmen in Millionenhöhe, dazu noch steuerfrei, dass findet Frau Ministerpräsidentin Kraft und ihre Jusitz völlig mit dem Urheber- und Patentrecht vereinbar. Veröffentlichungen der US-Börsenaufsicht SEC, Notar- und Bankenverträge sind unangreifbare Beweismittel eines solchen Verbrechens, für Frau Ministerpräsidentin Kraft und ihre Justiz jedoch nicht. Alles nachzulesen auf unserer Internetseite.
Gerhard Krieg
King & Krieg Inc.
Tulsa/OK
USA