Facebook-Aktie stürzt weiter ab
Vom sensationellsten, größten und aufregendsten Börsengang der Tech-Geschichte war die Rede. Und die Welt erwartete voller Spannung, wie sich die Facebook-Aktie wohl entwickeln würde. Am Freitag war es dann so weit: Börsenstart. Doch schnell kam die Ernüchterung. Bereits am zweiten Handelstag fiel die Aktie unter den Ausgabepreis. Und auch bis heute konnte sie sich nicht erholen. Inzwischen kostet sie weniger als 32 US-Dollar, sprich sechs Dollar unter dem Ausgabepreis.
Die ganze Misere begann letzten Freitag, am ersten Börsentag von Facebook. Die US-Technologiebörse Nasdaq hatte mit schwerwiegenden IT-Problemen zu kämpfen. Die Börsen-Software funktionierte zum Handelsstart nicht einwandfrei und viele Kauf- und Verkaufsaufträge blieben deshalb unbearbeitet. Doch so ärgerlich die technischen Probleme auch für alle waren, sie sind nicht der einzige Grund für den derzeit noch immer so schlechten Kurs der Facebook-Aktie.
Schon im Vorfeld gab es einige kritische Stimmen, die darauf hinwiesen, dass die Facebook-Aktie vollkommen überbewertet sei. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen gerade einmal 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und nur eine Milliarde Dollar Gewinn. Auf dieser Grundlage haben die Banken den Ausgabepreis mit 38 Dollar wirklich enorm hoch angesetzt – und sich damit ein eigenes Bein gestellt. Die amerikanische Bank Morgan Stanley hatte zunächst zwar noch mit Aktienkäufen auf eigene Kasse versucht einzugreifen, konnte den Sturz der Aktie aber dennoch nicht verhindern.
Ein weiteres Problem für Facebook war eine Pressemitteilung von General Motors. Diese teilten kurz vor dem Börsengang mit, dass sie ihre Anzeigenkampagne auf dem beliebten sozialen Netzwerk wahrscheinlich einstellen wollen. Grund dafür: die Kunden würden über Facebook nicht erreicht, zudem kommunizieren immer mehr Menschen per Smartphone mit ihren Facebook-Freunden und ein kleiner Handy-Bildschirm biete leider nur sehr begrenzt Platz für Werbung. Werbung ist aber die Haupteinnahmequelle von Facebook. Eine solch negative Aussage zu den Erfolgsaussichten einer Facebook-Werbekampagne, kam für das soziale Netzwerk so kurz vor dem Handelsstart demnach mehr als ungelegen.
Zuletzt hat Facebook auch noch mit Viren-Problemen zu kämpfen. Zum einen verbreitet sich ein Wurm namens „Steckt.Evl“ im Netzwerk, der sich über die Chat-Funktion verbreitet und es auf die persönlichen Daten der User abgesehen hat. Zum anderen kämpft Facebook derzeit gegen eine Browser-Erweiterung mit dem Namen „LilyJade“. Ist diese im Browser installiert, ersetzt sie Werbung auf Webseiten, somit auch die Werbung, die bei Facebook eingeblendet wird. Je mehr User sich bewusst oder unbewusst diese Erweiterung installieren, desto weniger Klicks bekommen Facebook-Anzeigen und desto weniger Geld nimmt Facebook mit Anzeigen ein. Verständlich, dass Facebook davon nicht begeistert ist.
Trotz der ganzen Probleme gab es bisher aber noch immer keine Stellungnahme von Facebook zu dem schlechten Kurs der Facebook-Aktie. Liegt es vielleicht daran, dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gerade geheiratet hat und derzeit auf Hochzeitsreise ist? Welche Gründe Facebook auch immer hat zum verpatzten Börsengang zu schweigen – die Börsenhändler und Anleger wird diese Taktik seitens Facebook nicht gerade beruhigen.
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