Wenn doch nur alles so einfach wäre
Es wäre so schön. Einfach eine klare Entscheidung treffen. Einfach eine Technologie erfinden, die wirklich alles besser macht. Einmal ein Plan, der funktioniert ohne neue Nebenwirkungen. Und dann könnten wir die Welt retten, ohne Kompromisse. Kein Müll mehr, keine vergifteten Flüsse, kein Mikroplastik, keine Regenwälder, die ohne Rücksicht im großen Stil abgeholzt werden. Einfach saubere Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden – und eine Natur, die nicht mehr unter dem Menschen leiden muss.
Aber leider ist das echte Leben selten so einfach.
Wir haben Probleme, die gelöst werden müssen
Unsere Umwelt leidet. Das ist kein Gefühl, das ist ein Fakt. Plastik in der Erde, Mikroplastik in Meeresbewohnern, Pestizide auf den Feldern, aggressive Reinigungsmittel in unserem Abwasser. Wälder weichen für Monokulturen, Tiere verlieren ihren Lebensraum, Meere ihre Balance. Gleichzeitig wächst der Energiebedarf, wachsen Städte, wachsen Müllberge. Und mit all dem wächst das schlechte Gewissen. Denn natürlich wissen wir, dass wir so nicht weitermachen können. Also suchen wir Lösungen. Und zum Glück haben wir auch viele Ideen. Technik, Fortschritt, Forschung, das ist alles da. Elektroautos, Windkraft oder moderne Photovoltaik-Technik. Sauber, innovativ, effizient. Heißt es zumindest. Und klar, das klingt auch erstmal gut.
Viele Ideen, viele Versprechen
Windkraft ist ein gutes Beispiel. Auf der einen Seite liefert sie Strom aus einer unerschöpflichen Quelle. Wind kostet nichts, produziert keine Abgase, ist überall verfügbar. Auf der anderen Seite stehen gigantische Fundamente aus Beton mitten in Landschaften, wo vorher Wald oder Wiese war. Und Beton ist alles andere als harmlos. Der Bau frisst Ressourcen, die Fundamente bleiben über Jahrzehnte im Boden, oft in ehemaligen Naturflächen. Lebensräume verschwinden, Lärm entsteht, Tiere leiden (besonders betroffen sind Vögel und Fledermäuse). Auch die Materialien für die Turbinen und die spätere Entsorgung sind Themen, über die selten gesprochen wird. Und auch wenn das Ziel gut ist, der Weg dorthin hinterlässt Spuren.
Bei der Photovoltaik-Technik sieht es ähnlich aus. Sonnenenergie direkt nutzen, das ist eine wunderbare Idee. Aber die Herstellung der Module muss man sich genauer ansehen. Es braucht seltene Rohstoffe, deren Abbau oft unter problematischen Bedingungen erfolgt. Und wenn die Anlage nach zwanzig oder dreißig Jahren ausgedient hat, stellt sich die Frage: Wohin mit den Altteilen? Recycling ist schwierig, teilweise sogar unmöglich. Auch das gehört zur Wahrheit.
Und dann wären da noch die Elektroautos. Leise, lokal emissionsfrei und modern. Aber was in ihren Batterien steckt, kommt nicht ohne Kosten. Es werden Kobalt, Lithium und Nickel benötigt und diese stammen oft aus Regionen, in denen Umweltschutz keine große Rolle spielt und Menschen unter schwierigen Bedingungen arbeiten. Dazu kommt: Die Herstellung der Batterien verbraucht enorme Mengen an Energie und Wasser. Von echter Nachhaltigkeit sind wir auch hier noch weit entfernt.
Versteht mich nicht falsch! Ich bin nicht gegen Windräder, Photovoltaik-Technik oder Elektroautos. Ganz im Gegenteil! Ich halte sie für wichtige Schritte in die richtige Richtung. Aber wir sollten offen über ihre Schwächen sprechen dürfen, ohne gleich als Fortschrittsverweigerer abgestempelt zu werden. Denn nur wenn wir ehrlich sind, können wir besser werden.
Politik liebt klare Ansagen. Die Realität nicht.
Und dann haben wir da noch die Politik! Sie präsentiert diese Technologien oft wie perfekte Lösungen. Als wäre nur der richtige Beschluss notwendig und die größten Probleme unserer Zeit wären gelöst. Kritische Fragen gelten schnell als lästig. Wer zweifelt, gilt als Bremser. Dabei wäre gerade jetzt eine offene Debatte so wichtig. Denn in Wahrheit ist keine unserer derzeitigen Lösungen perfekt. Viele verschieben nur das Problem. Andere lösen es an einer Stelle und schaffen an anderer Stelle ein neues Problem. Einige sind im Rückblick sogar schlimmer als der ursprüngliche Zustand. Und das alles zeigt: Wir brauchen Fortschritt, ja. Aber wir dürfen nach der ersten Idee nicht innehalten!
Fortschritt heißt nicht, dass wir aufhören zu denken
Wirklicher Fortschritt braucht Mut zur Unvollkommenheit. Die Bereitschaft, Lösungen als das zu sehen, was sie sind: Versuche. Wir suchen Wege, gehen Schritte. Wir haben noch keine perfekten Endpunkte. Ob Photovoltaik-Technik, Elektroautos oder Windkraft, es sind alle gute Ideen, die in die richtige Richtung weisen, aber sie sind nicht die endgültige Antwort. Genau das müssen wir offen benennen dürfen, denn nur so können wir uns verbessern. Wir brauchen Forschung, Entwicklung, Kreativität, die an den großen Problemen der Menschheit dranbleibt. Wir brauchen Menschen, die neue Wege suchen, Materialien neu denken, Prozesse überarbeiten. Und wir brauchen vor allem Ehrlichkeit. Auch wenn sie manchmal unbequem ist.
Und Du und ich?
Auch wenn die großen Stellschrauben in Industrie und Politik liegen, wir selbst können jeden Tag etwas tun. Ich stelle zum Beispiel meine Putz- und Waschmittel selbst her. Nicht, weil ich perfekt nachhaltig leben will, sondern weil ich gemerkt habe, dass kleine Schritte machbar sind. Und weil ich Einfluss nehmen will, auf das, was durch meinen Abfluss in die Umwelt gelangt. Wir können weniger Müll produzieren, bewusster konsumieren, über Alternativen nachdenken. Nicht alles sofort, nicht alles auf einmal. Aber Schritt für Schritt. Jeder dort, wo es für ihn oder sie machbar ist. Denn Veränderung beginnt nicht mit einem Gesetz, sondern mit einer Entscheidung im eigenen Alltag, einer Veränderung im eigenen Haushalt.
Wie denkst Du darüber? Stimmst Du mir zu oder siehst Du es ganz anders? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.
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