Wie Deutschland die elektronische Patientenakte gegen die Wand fährt
Ich bin vor 20 Jahren nach Spanien ausgewandert und ich habe diesen Schritt bis heute keine Sekunde bereut. Doch aus der Ferne zuzusehen, wie mein Herkunftsland von einer Blamage in die nächste schlittert, ist manchmal einfach nur frustrierend. Der Berliner Flughafen ist schon ein peinliches Denkmal deutscher Planungsstärke. Doch was sich aktuell bei der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) abspielt, ist genauso peinlich. Inkompetenz, Ignoranz, und ein gefährlicher Leichtsinn im Umgang mit äußerst sensiblen Daten – den Gesundheitsdaten der Deutschen. Ich schaue von außen zu und kann nur den Kopf schütteln!
Während in Deutschland noch über Datenschutz, Sicherheitslücken und halbgare IT-Infrastrukturen diskutiert wird, nutzen wir in Spanien unsere elektronische Patientenakte längst – und zwar reibungslos, sicher und sinnvoll. Als Patientin habe ich volle Transparenz: Ich kann genau sehen, was Ärzte schreiben, welche Diagnosen gestellt wurden und bei Bedarf haben auch Fachärzte Zugriff darauf. So sollte moderne Medizin funktionieren.
Deutschland: Sicherheitslücken, wohin man schaut
In Deutschland wird die elektronischen Patientenakte (ePA) seit Jahren politisch durch die Gegend geschoben. Was technisch eigentlich längst Standard sein sollte, nämlich eine sichere, digitale Verwaltung der Gesundheitsdaten, wird zur Dauerbaustelle mit immer neuen Sicherheitslücken.
Die Liste der Probleme ist lang:
- Schwachstellen in der Infrastruktur, die seit Jahren bekannt sind.
- Mangelnde Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
- Zugriffsmöglichkeiten ohne ausreichende Authentifizierung.
- Keine saubere Rollentrennung bei Systemadministratoren.
- Patienten sollen automatisch teilnehmen (Opt-out), ohne klare Kontrolle über ihre Daten.
Techniker und Datenschützer schlagen schon lange Alarm. Aber in Berlin? Funkstille, oder noch schlimmer: Schönreden. Für mich als Nutzerin eines funktionierenden Systems einfach nur erschütternd.
Lauterbachs Vermächtnis: Ein digitales Desaster mit Ansage
Seit dem 7. Mai ist Karl Lauterbach nicht mehr Gesundheitsminister. Und mir fällt dazu nur ein Wort ein: endlich! Ich persönlich fand ihn schon während der Corona-Pandemie kaum zu ertragen. Seine Rolle bei der Einführung der ePA ist nicht besser, er handelte meiner Meinung nach völlig verantwortungslos. Trotz eindeutiger Warnungen von Sicherheitsexperten trieb er die ePA kompromisslos voran, als wäre Kritik bloß lästig und Datenschutz ein Kollateralschaden.
Schon 2024 deckte der Chaos Computer Club (CCC) gravierende Sicherheitslücken in der ePA-Infrastruktur auf. Trotz dieser Erkenntnisse hielt Lauterbach unbeirrt an seinem Zeitplan fest und behauptete öffentlich, die ePA sei sicher. Diese Haltung wurde von IT-Sicherheitsexperten als „politische Augenwischerei“ bezeichnet.
Lauterbachs Verhalten zeigt deutlich: Es ging ihm um politische Symbolik, nicht um echte Sicherheit. Während Experten von gravierenden Schwächen sprachen, pries er das System öffentlich als „sicher“. Ein Spiel mit dem Vertrauen von Millionen!
Nachfolgerin Nina Warken – keine Hoffnung auf Besserung
Wer gehofft hatte, dass mit Lauterbachs Abgang eine Besserung kommt, wird bitter enttäuscht. Seine Nachfolgerin Nina Warken ist CDU-Bundestagsabgeordnete und Juristin, gesundheitspolitisch allerdings ein völliges unbeschriebenes Blatt. Ihre Ernennung wirkt wie eine parteipolitische Besetzung, nicht wie das Ergebnis fachlicher Eignung. Dabei wären gerade jetzt fundiertes Wissen und digitale Visionen dringend gefragt. Doch wer keinerlei Erfahrung und Fachwissen mitbringt und keine klare Vorstellung davon hat, wie moderne Gesundheitsversorgung im digitalen Zeitalter aussehen muss, wird auch nichts bewegen. Eine Personalentscheidung mit Ansage – in die falsche Richtung.
Spanien: So geht digitale Gesundheitsversorgung
Und hier in Spanien? Nutze ich meine elektronische Patientenakte seit Jahren. Sie heißt hier „Historia Clínica Digital del SNS“ und ist Teil des öffentlichen Gesundheitssystems. Ich kann mich von zu Hause aus sicher einloggen und auf alles zugreifen: Arztberichte, Laborwerte, Überweisungen, Diagnosen. Der Zugang ist streng geregelt: Ich musste einen offiziellen Schlüssel auf meinem Rechner installieren und mich zusätzlich über ein Authentifizierungsportal verifizieren. Nur dann gibt es Zugriff, nicht vorher. Das System funktioniert nicht nur technisch zuverlässig, sondern ist auch in der Gesellschaft akzeptiert. Ich habe in all den Jahren noch nie von Sicherheitsproblemen gehört, nicht in den Medien, nicht im Freundeskreis, nicht beim Hausarzt. So stelle ich mir eine wirklich funktionierende digitale Patientenakte vor, sicher zugänglich für mich und meine mich behandelten Ärzte.
Die digitale Kluft wächst – und das Vertrauen schrumpft
Was mich wirklich traurig macht: Deutschland könnte so viel besser sein. Wie einfach wäre es, die Nachbarländer, die es deutlich besser machen, einfach als Vorbild zu nehmen. Die digitale Patientenakte sollte ein Werkzeug sein, das uns das Leben leichter macht und nicht eines, bei dem wir uns fragen müssen, wer morgen Zugriff auf unsere Krankengeschichte hat.
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