10 Dinge, die ich in über 20 Jahren Selbstständigkeit gelernt habe

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Ich bin nicht nur seit über 20 Jahren selbständig, ich habe diesen Schritt damals auch gleich mit einer Auswanderung nach Spanien kombiniert. Neues Land, neue Sprache, neue Kultur und mitten rein: die Gründung eines eigenen Unternehmens. Eine doppelte Herausforderung, die mein Mann und ich ganz bewusst angenommen haben. Und rückblickend kann ich nur sagen: Zum Glück! Heute kann ich mir weder ein Leben als Angestellte noch ein Zurück nach Deutschland vorstellen. Wir haben vieles gewagt – und vieles richtig gemacht.

Für mich bedeutet Selbstständigkeit Freiheit. Die Freiheit, Ideen nicht nur zu träumen, sondern umzusetzen. Mich unternehmerisch auszuleben, ohne starre Strukturen, ohne Vorgesetzte, ohne das Gefühl, in einem System festzustecken. Es fühlt sich einfach großartig an, sein Leben selbst zu gestalten auf Basis dessen, was man mit eigenen Händen aufgebaut hat.

Aber: Ich wäre nicht ehrlich, wenn ich behaupten würde, es sei immer einfach gewesen. Selbständig zu sein ist kein Spaziergang. Es ist nicht für jeden das Richtige. Man muss der Typ dafür sein, mit Herzblut, Ausdauer und einer ordentlichen Portion Mut. Es ist eine Lebensform, keine bloße Erwerbsform. Und sie verlangt viel. Aber sie gibt auch viel zurück.

In all den Jahren habe ich unzählige Erfahrungen gesammelt: schöne, schwierige, lehrreiche. Und viele davon haben mich geprägt. Heute möchte ich meine wichtigsten Erkenntnisse mit Dir teilen. Vielleicht spielst Du mit dem Gedanken, Dich selbständig zu machen. Vielleicht hast Du gerade erst gegründet. Oder Du bist schon mittendrin. In jedem Fall könnten Dir diese 10 Learnings helfen, Deinen eigenen Weg klarer zu sehen und ihn mit noch mehr Freude und Klarheit zu gehen.

1️⃣ Ohne kaufmännisches Denken wird es schwierig

Egal wie gut Du in Deinem Fach bist, wenn Dir das kaufmännische Denken fehlt, wird Unternehmertum schnell zur Stolperfalle. Es reicht nicht, einfach nur gut in dem zu sein, was Du tust. Du musst in der Lage sein, unternehmerisch zu denken.

Was meine ich damit?

  • Entscheidungen nicht nur aus dem Bauch heraus treffen, sondern wirtschaftlich abwägen
  • Chancen und Risiken realistisch einschätzen
  • Preise so kalkulieren, dass am Ende auch etwas übrig bleibt
  • Investitionen, Rücklagen, Kosten – all das immer im Blick behalten

Viele, die sich selbständig machen, unterschätzen genau diesen Teil. Sie sind Experten auf ihrem Gebiet, aber nicht in der Lage, unternehmerische Entscheidungen zu treffen.

Mein Rat: Entwickle ein Gespür für Zahlen, Margen, Liquidität und denke wie ein Unternehmer, nicht nur wie eine Fachkraft.

2️⃣ Brenne für das, was du tust

Wenn Du als Unternehmer erfolgreich sein willst, brauchst Du mehr als nur Fachwissen oder ein gutes Produkt. Du brauchst echtes Feuer für das, was Du tust.

Denn nur, wenn Du selbst für Dein Thema brennst, kannst Du andere anstecken: Deine Kunden, Dein Team, Deine Community. Diese Begeisterung ist ansteckend, sie macht Dich sichtbar, glaubwürdig und zieht Menschen an, die genau das suchen.

Leidenschaft gibt Dir nicht nur Kraft für lange Tage, sie lässt Dich als Mensch und Unternehmer wachsen. Sie macht aus Selbständigkeit mehr als einen Job, sie macht daraus eine Berufung.

3️⃣ Stillstand ist Rückschritt

Gerade als Selbständiger in einer sich ständig wandelnden Welt ist Weiterbildung keine Option, sondern Pflicht. Ich lerne jeden Tag, lese Texte, höre Podcasts zu den Themen, die mich betreffen und interessieren und führe Gespräche mit anderen Menschen, die mich inspirieren und mir neue Denkanstöße geben – nicht, weil ich muss, sondern weil ich will.

Tools, Technik, Trends: Wer nicht dranbleibt, wird überholt.

4️⃣ Ohne Fleiß kein Preis

Klingt abgedroschen? Stimmt, aber es ist trotzdem wahr. Gerade in den ersten Jahren habe ich oft deutlich länger gearbeitet als alle meine Freunde in Festanstellung.

Ohne Fleiß geht es nicht, nur wenn Du dranbleibst, durchziehst, lernst, machst, kommst Du weiter!

5️⃣ Existenzängste gehören dazu – vor allem am Anfang

Ich erinnere mich noch gut an die erste Zeit nach dem Schritt in die Selbständigkeit und dem Beginn eines neuen Lebens in einem neuen Land. Die Aufträge kamen langsam, die Ausgaben wirkten bedrohlich, und zwischen halb ausgepackten Kartons und Kisten und lag ich nachts wach und grübelte: „Was ist wenn der Umsatz einbricht?“, „Was ist, wenn über den Sommer keine Aufträge reinkommen?“, „Was ist wenn die Mitbewerber stärker werden oder Dumpingpreise aufrufen?“. Als Gründer können solche Fragen an einem nagen. Und sie gehören in gewissen Maße auch dazu.

Diese Angst ist kein Zeichen von Schwäche. Sie ist menschlich. Sie zeigt, dass Du Verantwortung übernimmst. Wichtig ist nur: Lass Dich davon nicht lähmen. Gehe weiter. Schritt für Schritt.

6️⃣ Der Kunde kauft kein Produkt, sondern ein Ergebnis

Einer der wichtigsten Perspektivwechsel im Unternehmertum: Es geht nicht darum, was Du verkaufst, sondern warum es für Deine Kundinnen und Kunden relevant ist. Menschen interessieren sich nicht für Deine Leistung bzw. Dein Produkt an sich, sie wollen wissen, welches Problem Du für sie löst.

Das bedeutet:

  • Niemand sucht einfach nur nach einem Angebot, jeder sucht nach einer Lösung
  • Der Nutzen steht über der Funktion
  • Emotionen, Vereinfachung, Erleichterung oder Verbesserung sind oft der wahre Kaufgrund

Wenn Du Dich selbständig machen willst, denk wie ein Marketer: Versetze Dich in Deine Zielgruppe. Welche Herausforderung hat sie? Welches Ergebnis wünscht sie sich? Und wie kannst Du dieses Ergebnis möglich machen? Was verändert sich im Leben oder im Alltag Deiner Kunden, wenn sie mit Dir zusammenarbeiten?

Produkte und Dienstleistungen sind Problemlöser und darauf solltest Du Dich konzentrieren. Wie Dein Produkt oder Deine Dienstleistung Probleme löst, das ist einzigartig. Wer das verstanden hat, verkauft nicht nur besser, sondern baut echte Kundenbeziehungen auf.

7️⃣ Nicht jeder Mensch ist der Typ für Selbstständigkeit

Das klingt hart, ist aber ehrlich gemeint. Selbstständigkeit bedeutet: Selbstmotivation, Eigenverantwortung, Organisation.

Wenn Du dazu neigst, Dinge aufzuschieben (und Du nur all zu gut weißt was Prokrastination bedeutet) oder Dir ständig selbst im Weg stehst, weil Dein Selbstbewusstsein schwankt, dann wird es richtig anstrengend. Dann solltest Du Dir die Frage stellen, warum Du selbständig sein möchtest und ob das wirklich der richtige Weg für Dich ist. Natürlich: An diesen Dingen kannst Du arbeiten. Aber man sollte auch ehrlich genug zu sich sein, wenn man merkt, dass Unternehmertum einem vielleicht nicht liegt.

8️⃣ Netzwerke sind Gold wert

Gerade wenn Du ein Startup gründen möchtest oder ganz am Anfang stehst: Suche Dir Gleichgesinnte. Andere Selbständige, Gründerinnen, Expertinnen. Menschen, die Dich verstehen und mit denen Du Dich austauschen kannst. Andere Unternehmer, die Dir wertvolle Tipps geben, fachliche Inputs und mit denen Du vielleicht für beide Seiten profitable Kooperationen eingehen kannst.

9️⃣ Verkaufen ist keine Manipulation – und Deine Leistung hat ihren Preis

Ich hatte anfangs Hemmungen, für meine Leistungen Geld zu verlangen. Besonders als Frau und Unternehmerin habe ich lange zu günstig angeboten, weil ich dachte, ich müsste mich beweisen oder mich unter Wert verkaufen. Heute weiß ich: das war falsch. Wenn Du überzeugt von Deiner Arbeit bist, darfst Du sie auch mit Selbstbewusstsein anbieten und fair dafür bezahlt werden. Punkt.

Es geht nicht nur darum, eine Leistung zu verkaufen, sondern auch darum, den eigenen Wert zu erkennen und zu schätzen. Eine gute Leistung oder ein gutes Projekt ist immer seinen Preis wert. Du bietest Lösungen, Du sparst Zeit und Nerven Deiner Kunden und das hat einen Preis. Und den solltest Du selbstbewusst vertreten.

Als Unternehmer ist es wirklich wichtig, sich nicht unter Wert zu verkaufen. Wenn Du Deine Preise senkst, um „es jedem recht zu machen“ oder weil Du befürchtest, sonst zu wenig zu verkaufen, wirst Du nicht nur finanziell leiden, sondern auch an Respekt verlieren.

In dem, was Du anbietest, steckt mehr als nur Leistung, da steckt Zeit, Expertise und jede Menge Herzblut drin. Und genau das hat einen Wert. Wenn Du diesen Wert selbst erkennst und klar kommunizierst, ziehst Du automatisch Menschen an, die bereit sind, fair zu zahlen und Deine Arbeit wirklich zu schätzen.

🔟 Erfolg ist, was Du daraus machst

Nicht jeder muss skalieren, ein Millionen-Startup gründen oder 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Erfolg bedeutet für mich: von meinem Unternehmen leben können, gerne zu arbeiten, Freiheiten und Zeit mit meiner Familie zu haben, mich mit tollen, kreativen Projekten zu beschäftigen und mit Menschen arbeiten zu dürfen, die ich sympathisch finde. Das ist für mich der größte Luxus.

Frage Dich immer wieder: Warum mache ich das eigentlich? Und baue Dein Unternehmen so auf, dass es zu Deinem Leben passt und nicht umgekehrt.

Fazit

Wenn Du Dich selbständig machen willst oder gerade überlegst, ein Startup zu gründen: Tu es mit Herz, Verstand und einem klaren Ziel. Mach Dich bereit für Höhen und Tiefen und für eine Reise, die Dich persönlich wachsen lässt wie kaum etwas anderes.

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Katharina Kokoska

Bloggerin von Frisch-gebloggt.de // iNerd // Bloggerin, Texterin, Web Consultant und Internet-Poweruser // Bücherwurm und leidenschaftliche Hobbyfotografin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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