Was ist los mit der Deutschen Bahn?

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Es gibt Länder, in denen die Bahn als Symbol für Fortschritt gilt. In Japan ein Symbol für Präzision. In Deutschland für Misswirtschaft und schlechte Laune am Bahnsteig. Wer heute mit der Deutschen Bahn reist, braucht weniger ein Ticket als starke Nerven. Und viel Geduld. Denn es läuft einfach nicht. Verspätung ist die Regel, nicht die Ausnahme. Züge fallen aus, Technik streikt, und selbst wenn man mal pünktlich losfährt, ist völlig unklar, wo man am Ende ankommt.

Die große Reform und ihr trauriger Effekt

Anfang der 90er wurde die Bahn privatisiert. Zumindest formal. Der Bund blieb Eigentümer, aber die Bahn sollte wirtschaftlich arbeiten, effizienter werden, moderner. Die Deutsche Bahn ist also juristisch eine private Firma, wirtschaftlich aber ein staatliches Unternehmen. Doch die Reform hat wenig Gutes gebracht. Jahrzehntelang wurde Personal abgebaut, an Infrastruktur gespart und alles dem Ziel untergeordnet, schwarze Zahlen zu schreiben. Was folgte, war kein Fortschritt, sondern ein langsamer Verfall. Alte Stellwerke, überlastete Netze und chronische Engpässe sind das Ergebnis. Das System ist längst am Limit. Und das bekommt jeder zu spüren, der sich heute auf die Bahn verlässt. Es war übrigens tatsächlich ein Börsengang der Deutschen Bahn mit Verkauf von Anteilen (bis zu 25 %) geplant. Dieser wurde auch vorbereitet, aber durch Widerstand und die Finanzkrise 2008 auf unbestimmte Zeit verschoben

Zahlen, die man sich nicht schönrechnen kann

Im Fernverkehr waren 2024 nur 62,5 Prozent der Züge pünktlich. Pünktlich heißt hier: weniger als sechs Minuten Verspätung. Alles darüber zählt als „verspätet“. Im ersten Halbjahr 2025 liegt die Quote bei 66,3 Prozent, was – und jetzt bitte nicht lachen – schon als Erfolg gewertet wird. Aber was sagt das eigentlich über ein System aus, das bei einem Drittel Ausfallquote erleichtert aufatmet?

Im Vergleich dazu die Schweizer Bundesbahnen (SBB): 2024 lag dort die Pünktlichkeitsquote bei 92,5 Prozent. Und zwar bei einer strengeren Definition: Als verspätet gilt dort schon alles über 3 Minuten. Kein Wunder also, dass man in der Schweiz langsam die Geduld verliert, wenn ICEs aus Deutschland den Takt sprengen.

Die Schweiz zieht Konsequenzen

Die Schweizer Bundesbahnen (SBB) hatten genug. Wegen der ständigen Verspätungen aus Deutschland sollen ICEs von nun an an der Grenze enden. Fahrgäste steigen um: in pünktliche Schweizer Züge. Ein symbolischer Akt mit klarer Botschaft: So geht es nicht weiter.

Und es geht eben auch nicht weiter. Jeden Tag sind über 800 Baustellen aktiv, die den Betrieb einschränken. Dazu kommen technische Probleme, überfüllte Waggons, nicht funktionierende Klimaanlagen. Und das WLAN? Wenn man Glück hat, funktioniert WhatsApp, aber bitte kein Videoanruf.

Fakten, die man nicht weglächeln kann

Natürlich verspricht die Bahn viel. Moderne Flotten, mehr Digitalisierung, bessere Takte. Klingt alles gut. Wäre da nicht die Realität! So wurde die Familienreservierung zum Beispiel gerade abgeschafft, was konkret heißt: Statt 10,40 € zahlt eine vierköpfige Familie jetzt 22 €, nur um zusammen zu sitzen. Keine Nebensache, wenn das Ticket selbst schon teuer ist. Gleichzeitig geraten die Fahrpläne völlig aus dem Ruder. Es sind zwei bis drei Millionen Änderungen pro Jahr! Und das ist kein Scherz! Selbst ein Bahn-Aufsichtsrat sprach intern von „Kontrollverlust“. Wenn nicht mal die eigene Planung funktioniert, braucht man sich über Chaos am Gleis nicht wundern.

Und als wäre das alles nicht schon absurd genug: Die Bahn zahlte allein 2024 knapp 200 Millionen Euro an Entschädigungen. Nicht aus Kulanz, sondern weil so viele Züge verspätet, ausgefallen oder gleich komplett gestrichen wurden. Klingt nicht nach einer zukunftsfähigen Verkehrswende, sondern nach einem System, das sich gerade selbst überholt.

Keine Alternative zum Auto

Die Bahn wird oft als klimafreundliche Alternative zum Auto beworben. Nur leider ist sie keine echte. Denn sie ist:

  • TEUER! Spartickets sind selten, Flexpreise teils absurd hoch
  • TECHNISCH ANFÄLLIG! Türen streiken, Stellwerke fallen aus, Toiletten sind gesperrt
  • NERVENAUFREIBEND! Kein klarer Informationsfluss, überfüllte Züge, Wartezeiten, chaotische Umstiege
  • UND VOR ALLEM GEPRÄGT VON PERMANENTER UNZUVERLÄSSIGKEIT! 

Gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist oder beruflich pünktlich irgendwo sein muss, verliert man schnell das Vertrauen. Da überlegt man sich irgendwann ernsthaft, ob man nicht doch auf andere Optionen umsteigt. Oder wenigstens diesen längst vergessenen Flixbus Gutschein aus dem E-Mail-Postfach wieder hervorholt. Und da kommt man dann auch der Gedanke bzw. die Frage auf: Ist Flixbus vielleicht die bessere Alternative? Also günstiger definitiv! Pünktlicher? Oft. Komfortabler? Kommt drauf an, was man unter Komfort versteht. Aber wenigstens funktioniert dort meistens das WLAN und das ist in Deutschland ja schon fast ein Alleinstellungsmerkmal!

Was bei der Bahn schiefläuft, läuft auch im Land nicht besser

Die Deutsche Bahn ist mittlerweile das perfekte Sinnbild für den Zustand des Landes. Große Worte, schöne Werbespots, ambitionierte Versprechen. Auf den Plakaten fährt der ICE durch Sonnenuntergänge, in der Realität bleibt er irgendwo bei Montabaur stehen: mit defekter Klimaanlage! Und genau das kennen wir auch aus der Politik. Im Wahlkampf wird von Digitalisierung, Entlastung und Zukunftsfähigkeit gesprochen. Und was bekommen die deutschen Wähler? Rekordsteuern, die höchsten Energiepreise Europas, eine überforderte Verwaltung, Innovationsbremsen an jeder Ecke und eine marode Infrastruktur. Während in China in sechs Monaten ein Flughafen gebaut wird, sperrt man in Deutschland Brücken, weil sie zu marode sind. So wie die inzwischen schon berüchtigte Rahmede-Talbrücke auf der A45. Es ist wirklich traurig! Und so wie die Bahn ihren Anschluss verliert, scheint auch das Land den Anschluss an echte Zukunftsfähigkeit zu verpassen.

Ich weiß, das klingt alles ziemlich düster… Und ja, vielleicht bin ich ein bisschen zu pessimistisch. Aber ganz ehrlich: Die Wahrheit zu erkennen und klar auszusprechen, ist nun mal der erste Schritt, um überhaupt etwas ändern zu können. Sowohl die Deutsche Bahn als auch Deutschland brauchen dringend mehr Verlässlichkeit, weniger Bürokratie und vor allem echte Lösungen und innovative Ideen statt bunter Werbe- bzw. Wahlkampagnen.

Wie siehst Du das? Fährst Du noch mit der Bahn oder hast Du längst das Vertrauen verloren? Ist das Auto für Dich die bessere Wahl? Oder nutzt Du andere Verkehrsmittel? Schreib es mir in die Kommentare. Ich bin gespannt auf Deine Sicht.

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Katharina Kokoska

Bloggerin von Frisch-gebloggt.de // iNerd // Bloggerin, Texterin, Web Consultant und Internet-Poweruser // Bücherwurm und leidenschaftliche Hobbyfotografin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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