Republica 2016 – Ein Resümee

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re:publica TEN 2016

Kaum begonnen, schon ist sie wieder vorbei: Die Internet-Konferenz re:publica. Vom zweiten bis zum vierten Mai 2016 öffnete sie bereits zum zehnten Mal ihre Pforten – zum zehnten Geburtstag unter dem Motto TEN, das sich rückwärts auch NET (engl.: Netz) liest. Mehr als achttausend TeilnehmerInnen aus sechzig verschiedenen Ländern waren auf der re:publica TEN in der STATION Berlin zu Gast. Die Themen waren vielfältig. Von Netzpolitik und Online Marketing über Hate Speech, Virtual Reality und Podcasts bis hin zu Bildung und Sicherheit wurde sich auf dem großen Gelände der STATION ausgetauscht, diskutiert und vernetzt. In den drei Tagen gab es insgesamt etwa fünfhundert Sessions, davon über zweihundert Vorträge auf Englisch. Auf siebzehn verschiedenen Bühnen kamen rund 770 SprecherInnen zu Wort.

Wie auch in den letzten Jahren fiel das gemischte Publikum der Konferenz ins Auge. Neben den Nerds und Bloggern standen Businessleute in Anzügen und gemeinsam am Tisch mit der jungen Familie mit Kleinkind saß der Journalist mit iPad und Kamera. Das Programm war so riesig, vielfältig und ansprechend, dass es als Besucher stets schwerfiel sich für eine Session zu entscheiden. Und war ein Raum zu voll, war die spontan ausgesuchte andere Veranstaltung doch immer eine positive Überraschung. Besonders gut kamen auch die neuen Networking Areas im hinteren Teil des Gebäudes bei den Besuchern an. Auch ich kam dort zu mehreren Meetings, die sehr gut besucht waren und spannende Diskussionen und Bekanntschaften ermöglichten.

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re:publica / Flickr

Dieses Jahr gab es für mich wirklich viele Highlights auf der re:publica. Darunter die Diskussionsrunde mit Edward Snowden, der per Videochat live dazugeschaltet wurde. Es war nicht nur ein atemberaubendes Gefühl Edward Snowden live auf dem Bildschirm zu sehen und die Möglichkeit zu haben, ihm eine Frage zu stellen – auch die Diskussion mit ihm zu erleben war spannend.

Und auch der Vortrag von Professor Eblen Moglen und Mishi Choudhary stellte sich als absolut sehens- und hörenswert heraus. Beide machten deutlich, dass wir uns mit einem Internet zufrieden geben, dass wir so nicht wollen und in dem Staaten und die großen Datenkraken wie Facebook und Google den Ton angeben. Und er ermahnte uns, dass bald die Zeit vorbei sei, ein freies Internet möglich zu machen und unsere freie Marktwirtschaft zu erhalten, vor allem wenn erst damit begonnen wird Bargeld abzuschaffen, wie es in Indien schon im Gespräch ist.

Sehr spannend und informativ war auch der Vortrag von der sehr sympathischen Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig, die über Lügengeschichten und Hass aus dem Internet sprach und nachvollziehbar erklärte, wie Verschwörungstheoretiker und Hassgruppen das Internet für sich nutzen, wie Lügengeschichten und Hetze im Netz überhaupt entstehen und so erfolgreich werden und wie man betroffenen Menschen solcher Hass- und Lügengebilde begegnen sollte.

Ein weiteres Highlight war Gunter Duecks Vortrag über Cargo-Kulte und die Suche nach solchen in unserer heutigen Gesellschaft. Diesen Vortrag solltet Ihr Euch unbedingt als Video ansehen, wenn ihr ihn nicht schon gesehen habt, besonders wenn Ihr in großen Unternehmen arbeitet.

Und zuletzt möchte ich natürlich die Rede von Sascha Lobo erwähnen, der Deutsche Vorzeige-Blogger, der die derzeitige Situation der digitalen Gesellschaft meisterhaft skizzierte. Nachdem die Netzgemeinde jahrelang versuchte das freie Internet zu beschützen, politisch aktiv zu werden und auch die große Masse unserer Bevölkerung vor den drohenden Gefahren zu warnen, ist die Stimmung der Interrnetler inzwischen gedrückt. Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden weiß die Netzgemeinde: Alle Aktivitäten für ein freies Netz, all die Bemühungen und Kämpfe waren nur ein Tropfen auf den den heißen Stein und haben kaum etwas bewegt. Doch Sascha Lobo will nicht aufgeben, er schreit laut: TROTZDEM!

Video: Sascha Lobo: The Age of Trotzdem

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Ich könnte diesen Beitrag noch mit vielen weiteren Sätzen und Ausführungen füllen, könnte von weiteren wunderbaren Vorträgen der re:publica TEN berichten, könnte über mein Treffen mit Schaf Paul schreiben, könnte über Richard Gutjahr sprechen, der kostenlos Webcam-Abdeckungen verteilte, könnte über das schlechte Internet vor Ort schimpfen, das trotz einer Neu-Installation in der STATION einfach nicht funktionieren wollte oder könnte auch über das große Interesse der älteren Generation an der App Snapchat philosophieren, die so zahlreich hoffen über diese Plattform die Jugend zu erreichen.

Aber ich möchte an dieser Stelle mein Resümee beenden und Euch darauf hinweisen, dass Ihr im youTube-Kanal der re.publica alle Sessions der Konferenz kostenlos zum Anschauen findet. Schaut Euch den ein oder anderen Vortrag an, guckt in Diskussionsrunden hinein und überzeugt Euch selbst von dem breiten und hochwertigen Angebot der rpTEN. Und seid im nächsten Jahr einfach mit dabei!

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Katharina Kokoska

Bloggerin von Frisch-gebloggt.de // iNerd // Bloggerin, Texterin, Web Consultant und Internet-Poweruser // Bücherwurm und leidenschaftliche Hobbyfotografin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

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