Benimm Dich gefälligst! Brauchen wir einen Knigge für das Web 2.0?

🕓 Lesezeit circa 3 Minuten

Beleidigende Kommentare in Blogs oder Foren, Twitter-Pöbeleien und freche Spam-Nachrichten auf diversen Sozialen Plattformen lassen immer mehr die Frage aufkommen: wie ist es eigentlich um das gute Benehmen im Social Web bestellt? Brauchen wir einen Knigge für das Web 2.0?

Die Bloggerin Wenke Richter von Digiwis.de berichtete erst kürzlich sehr emotional über die fehlenden Umgangsformen im Netz und zeigte ihren Unmut mit folgendem Beispiel:

Mich nerven aber solche Facebook-Kontaktanfragen, die ohne eine persönliche Nachricht verschickt werden – erst recht, wenn ich den Anfrager absolut nicht kenne, weder durch ein persönliches Kennenlernen, noch durch Kontakte und Austausch auf anderen Kanälen wie Twitter, diesen Blog oder Xing. Ich finde solch ein Benehmen unhöflich (vor allem erst recht dann, wenn der Anfrager die Informationen auf seiner Profilseite auf das Minimum beschränkt). Eine kurze Vorstellung, wieso man Kontakt haben möchte, gehört sich und es zeigt dem Angefragten, daß man kein x-beliebiger Kontakt ist.

Dabei stellt sich die Frage: warum sind viele Internet-User so unfreundlich und teilweise auch respektlos? Liegt das an der Anonymität im Netz bzw. an der Leichtigkeit eines Klicks?

Ich denke, dass gutes Benehmen generell abgenommen hat. Viele Kinder und Jugendliche zum Beispiel verlieren meiner Meinung nach zunehmend den Respekt vor Älteren, werden gegenüber Eltern und Lehrern enorm frech und scheuen sich auch nicht davor öffentlich extreme Schimpfworte zu benutzen. Denke ich an meine Schulzeit zurück, fällt mir ein deutlicher Unterschied auf: wir haben uns als Kinder eine solche Ausdrucksweise und Respektlosigkeit Erwachsenen gegenüber nicht erlaubt, zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Aber auch unter Erwachsenen scheint gutes Benehmen und soziales Verhalten immer mehr zu schwinden. So beobachte ich in unserer Gesellschaft, dass Bitte und Danke keinesfalls mehr selbstverständlich sind, persönliche Dinge über SMS versendet werden, obwohl ein Gespräch unter vier Augen angebracht wäre oder an notleidenden Menschen vorbeigegangen wird, obwohl diese unübersehbar Hilfe bedürfen. In Unternehmen wird die Ellbogen-Taktik zum Massentrend und die Zahl an Mobbing-Opfern steigt. Und auch die Wirtschaftskrise entstand letzendlich durch mangelndes Verantwortungsgefühl und fehlende Moral von Managern und Brokern, die nur noch Dollarzeichen in den Augen hatten und die Menschen vergaßen, auf deren Unglück sie ihr Vermögen machten.

Wundert es da, dass viele Menschen im Netz noch weniger Höflichkeit, Mitgefühl und Respekt als im realen Leben zeigen? Im Netz steht ein User schließlich niemanden gegenüber, dem er oder sie in die Augen sehen muss – da ist es natürlich noch viel leichter die gute Kinderstube zu vergessen (wenn es die überhaupt gegeben hat)!

Glücklicherweise gibt es aber auch Ausnahmen! Menschen, die das Herz am rechten Fleck tragen und sich freundlich und respektvoll gegenüber ihren Mitmenschen benehmen. Diese sollten wir uns alle zum Vorbild nehmen und uns bewusst werden, wie wichtig es ist, sich höflich, freundlich und respektvoll zu zeigen. Wer selbst einmal das Mobbing-Opfer von Arbeitskollegen war, in einer Notsituation auf der Straße vergebens um Hilfe bat oder per SMS von einem Partner verlassen wurde, der wird hoffentlich eines lernen:

Behandle andere so,
wie auch du behandelt werden willst!

Und das gilt im Kleinen wie im Großen. Bei einem Dankeschön fängt es an, bei der Hilfeleistung für einen Mitmenschen darf es nicht aufhören.

Mein Fazit: beginnen wir bei uns selbst und seien wir ein gutes Vorbild für andere! Benehmen wir uns bewusst höflich und respektvoll anderen gegenüber und ignorieren wir User, die sich schlecht benehmen.

Konkret bedeutet das für mich: unsachliche, menschenverletzende und gleichzeitig respektlose Kommentare werden auf meinem Blog nicht veröffentlicht. Unpersönliche, betrügerische und nur auf den eigenen Vorteil bedachte Spam-Mails werden von mir kommentarlos gelöscht. Und kommentarlose Freundschaftsanfragen von Unbekannten über Facebook lehne ich grundsätzlich ab. Im Netz benehme ich mich selbstverständlich nicht anders als offline: ich bin freundlich und zeige Respekt vor anderen Menschen und Meinungen. Denn nur wenn wir mit gutem Beispiel voran gehen, können wir auch etwas verändern. Sozialkompetenz ist heutzutage mehr gefragt denn je – auch im World Wide Web!

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Katharina Kokoska

Bloggerin von Frisch-gebloggt.de // iNerd // Bloggerin, Texterin, Web Consultant und Internet-Poweruser // Bücherwurm und leidenschaftliche Hobbyfotografin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

7 Antworten

  1. Freddie sagt:

    Sehr schöner Artikel, wirklich. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die Jugend in den letzten 20-40 Jahren wirklich frecher geworden sein soll… Aber der Apell an alle Leser mit gutem Beispiel voranzugehen und sich freundlich und respektvoll zu benehmen ist berechtigt. Ich denke auch, dass Sozialkometenz in diesen Zeiten sehr gefragt ist.

  2. Sebastian sagt:

    Hallo Frau Kokoska,

    Ihr (eigentlich guter) Beitrag wäre auch sehr gut ohne diesen verallgemeinernden, durch nichts belegten Nostalgikausflug in frühere (und nur vermeintlich bessere) Jugendzeiten ausgekommen. Die Medien- und Kommunikationswelt, mit welcher Sie sich damals auseinander setzen mussten, war doch eine völlig andere.

    Viele Grüße

    • Katharina sagt:

      Hallo Sebastian,
      darf ich Dir das „Du“ anbieten? 😉
      Danke für den kritischen Kommentar; ein berechtigter Einwand, da habe ich mich zugegebenermaßen emotional ein wenig hinreißen lassen…
      Liebe Grüße
      Katharina

    • WolfsPAD sagt:

      Hallo,
      dieses „früher war alles Besser“ ist immer wieder Grund für Diskussionen. Ich habe aber auch das Gefühl, das die Rücksichtslosigkeit zu und höfliches Benehmen abgenommen hat. Sollte es an der „Medien- und Kommunikationswelt“ von heute liegen, dann wäre das Grund, um so eifriger etwas dagegen zu unternehmen. Für mich ist dabei die Frage der Medienkompetenz und wie man sie den Kindern vermittelt, das zentrale Thema. Hier mal ein für mich gutes Interview zu dem Thema:
      http://www.spielundzukunft.de/www.spielundzukunft.de/index.php?StoryID=187

      Viele Grüße
      WolfsPAD

  3. Leon sagt:

    Gefaellt mir gut die Seite. Tolle Themenwahl.

  4. anonym sagt:

    Auf jeden Fall BRÄUCHTE man einen Knigge für das Internet, doch es wird sich nicht jeder daran halten :/ Das Internet ist ja für jeden da (verschiedene Länder) und da ist es schwierig, dass alle die Knigge-Regeln akzeptieren.

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