Internet im Fernsehen – das Experiment „Rundshow“

🕓 Lesezeit circa 4 Minuten

Richard Gutjahr, Moderator der Nachrichtensendung „Rundschau“ des Bayrischen Rundfunks und erfolgreicher Blogger, hat ein crossmediales Experiment gewagt. Er wollte Fernsehen und Internet einander näher bringen und die Fernseh-Zuschauer durch Facebook, Twitter & Co. aktiv in eine Fernsehsendung einbinden.

Der Bayrische Rundfunk gab ihm dazu die Gelegenheit: vier Wochen lang lief das Social-TV Experiment, die interaktive Talkshow namens Rundshow.

 

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Das Konzept der Rundshow

Vom 14. Mai bis 07. Juni 2012 war die Rundshow von Montag bis Donnerstag in den späten Abendstunden auf dem Bayrischen Rundfunk zu sehen. Richard Gutjahr behandelte in dieser Zeit mit verschiedenen Gastmoderatoren aktuelle Themen und ließ sein Publikum aktiv mitdiskutieren. Gäste und Zuschauer wurden durch Video-Chats (Skype und Google-Hangout) live in die Sendung geschaltet und zahlreiche Kommentare wurden über den Rundshow-Blog, Facebook, Twitter und eine eigens für die Sendung programmierte App gesammelt. Die Rundshow wurde zur Social-Talkshow, die ihre Zuschauer zur aktiven Beteiligung einlud. Doch auch außerhalb der Live-Sendung war die Rundshow verfügbar. Über die sozialen Netzwerke und die eigene Webseite konnte schon Stunden zuvor über das aktuelle Thema diskutiert und gesprochen werden.

Mitdiskutieren

Bewaffnet mit Smartphones, Tablets oder Laptops verfolgten viele Menschen das TV-Experiment und nutzten die vielen Möglichkeiten, die ihnen von der Rundshow zur Meinungsäußerung geboten wurden. Am innovativsten war hierbei wohl die App „Die Macht„, die es den Zuschauern ermöglichte, per Smartphone an der täglichen Abstimmung zum Thema der Sendung teilzunehmen. Mit der App war es möglich Fotos, Videos oder Kommentare an das Team der Rundshow zu senden oder Applaus bzw. Buh-Rufe in die Sendung zu schicken. Aber auch über die üblichen sozialen Netzwerke, wie Facebook, Twitter, Google+ und Blogs, gab es eine rege Beteiligung. Das Team der Rundshow sorgte dann dafür, dass ausgewählte Kommentare, Bilder und Videos in der Sendung eingeblendet wurden. Und wurde über die Rundshow-App fleißig Applaus gegeben oder Nicht-Gefallen ausgedrückt, war dies in der Sendung durch Klatschen oder Buh-Rufe zu hören.

 

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Die Gastmoderatoren

Daniel Fiene war die ersten zwei Wochen Gastmoderator der Rundshow. Bekannt ist er vorallem durch seinen Medienpodcast „Was mit Medien“, den er gemeinsam mit Herrn Pähler produziert. Daniel Fiene hat sich als Zweitmoderator der Sendung gut geschlagen und die Co-Moderation mit Richard Gutjahr war sehr harmonisch.

In der dritten Woche nahm Deutschlands bekanntester Blogger neben Richard Gutjahr Platz: Sascha Lobo. Er war kritisch, gut vorbereitet und wusste sich wie immer hervorragend auszudrücken. Gerne ließ er auch einmal eine spitze Bemerkung in Richtung Gutjahr fallen. Leider verschwand er auf mysteriöse Weise aus der Sendung, ganz ohne große Verabschiedung. Anscheinend konnte er aufgrund von Terminproblemen an der letzten Sendung der dritten Woche nicht mehr teilnehmen.

 

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In der vierten und letzten Woche bekam Richard Gutjahr eine Co-Moderatorin an die Seite gestellt: Sandra Rieß, eine der derzeitigen Moderatoren der Fernsehsendung on3-Südwild. Zuletzt sahen wir sie Anfang des Jahres im Fernsehen, als sie zusammen mit Steven Gätjen den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2012Unser Star für Baku“ moderierte. In der Rundshow konnte sie mich allerdings nicht so sehr begeistern, ihr fehlte eindeutig der Biss.

Die Themen

Die erste Rundshow begann mit dem Thema „Empört Euch! (Oder lasst es einfach bleiben)“. Es wurde über Occupy & Co. gesprochen und darüber, ob die ganzen Demonstrationen und Protest-Aktionen etwas gebracht haben. In den weiteren Sendungen wurde dann über die Zukunft und Gefahr großer Netzwerke wie Facebook gesprochen, über gewaltbereite Fußball-Fans, die Urheberrechtsdebatte, die arabische Revolution (und was von ihr übrig blieb), die Energiewende, den Eurovision Song Contest in Azerbaijan, sowie die digitale Arbeitswelt (und was diese mit sich bringt). Zudem wurde über Internettrolle geredet, über die Vorratsdatenspeicherung, die Gefahren eines Cyberwars, über das Thema Wirtschaftswachstum, wie das Internet die Liebe verändert und zuletzt über die Zukunft des Fernsehens.

Spannende, sehr aktuelle Themen, die durch die kurze und sehr späte Sendezeit der Rundshow allerdings nicht immer ganz so ausführlich behandelt werden konnten.

Fazit

Die Rundshow war ein vierwöchiges Experiment, das von Richard Gutjahr auf den Weg gebracht wurde. Das hat sicherlich viel Mut, Überzeugungskraft und Energie gekostet, aber es hat sich gelohnt. Es hat sehr viel Spaß gemacht, die Sendung zu sehen und sich als Zuschauer miteinzubringen. Besonders per Twitter und Rundschow-App habe ich mich gerne an den Diskussionen beteiligt.

Die Schwächen der Rundshow lagen hauptsächlich im Bereich der Technik. Die Übertragung der Videochats war teilweise so schlecht, dass die Sprecher und Sprecherinnen kaum zu verstehen waren. Auch die sehr späte und meiner Meinung nach viel zu kurze Sendezeit war ein Problem. Es fehlte die Zeit tiefer in die Themen einzusteigen und die Müdigkeit zu dieser späten Stunde sorgte sicher nicht nur bei mir für Konzentrationsprobleme im Hinblick auf die häufig anspruchsvollen Themen der Sendung.

Trotz allem wird mir die Rundshow sehr fehlen. Ich war eine treue Zuschauerin, die viel Spaß an der Social-TV-Show hatte. Daher möchte ich mich zuletzt gerne mit einem Appell an den Bayrischen Rundfunk wenden: Richard Gutjahr und sein Rundshow-Team haben es verdient wieder auf Sendung zu gehen! Zu einer besseren Uhrzeit und mit einer vollen Stunde Sendezeit!

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Katharina Kokoska

Bloggerin von Frisch-gebloggt.de // iNerd // Bloggerin, Texterin, Web Consultant und Internet-Poweruser // Bücherwurm und leidenschaftliche Hobbyfotografin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

1 Antwort

  1. Es ist schade, dass solche multimedialen Versuche auf irgendwelche Nischenkanäle und -zeiten beschränkt bleiben. Da muss man schon eingefleischter Insider sein, um von ihrer Ausstrahlung Kenntnis zu bekommen.
    Da könnte man doch glatt den Eindruck gewinnen, es stecke System dahinter??!! Warum werden solche technische Neuerungen nicht in den „großen“ Sendern zur besseren Sendezeit gebracht. Will man hier bewusst interessiertes Sendevolk von möglichen Neuerungen fernhalten? Oder bastelt man schon heimlich an elektronischen Neuerungen, die man gewinnträchtig auf den Markt schmeißen möchte? Der ewige Kampf der freien Marktwirtschaft.
    Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Schön, das wenigstens die Schreiberin mich auf dieses aufmerksam macht.

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