Deutsche Blogs – Warten auf den Erfolg

🕓 Lesezeit circa 3 Minuten

Auch wenn es viele „Internet people“ nicht glauben können, es gibt sie noch: die Menschen, die nicht wissen was ein Blog ist.

Als kontaktfreudige Person und Bloggerin begegne ich regelmäßig Leuten, denen das Wort „Blog“ völlig fremd ist. Ich erkläre dann immer Folgendes:

Ein Blog ist eine Art Internet-Magazin, das meist von Privatleuten geschrieben wird und chronologisch aufgebaut ist. Zudem bieten Blogs den Lesern die Möglichkeit, die geschriebenen Beiträge zu kommentieren, es kann auf Blogs also wunderbar über die unterschiedlichsten Themen diskutiert werden.

Dann kommt meistens die Frage, warum Blogs gelesen werden sollten, wenn es doch ein reichliches Angebot an traditionellen, professionellen Magazinen gibt. Eine gute Frage!

Zunächst einmal: Blogger haben keine Redaktion im Rücken, die ihnen Grenzen setzt oder ihnen gewisse Themen und Ausdrucksformen vorschreibt. Blogbeiträge sind deshalb so beliebt, weil sie authentisch und subjektiver (und somit persönlicher) als klassische journalistische Artikel sind. Außerdem werden Blog-Artikel in der Regel von leidenschaftlichen Schreiberlingen mit echtem Know-How auf ihrem Themengebiet geschrieben. In Blogs werden Themen behandelt, die das Herz des Bloggers bewegen und keine Artikel produziert, um die Auflage eines Magazins oder einer Zeitung zu steigern und möglichst viele Werbekunden zu generieren. Blogs sind ein Gegengewicht zu den Mainstream-Medien.

In den USA wird man im Gegensatz zu Deutschland wohl kaum jemanden treffen, der nicht weiß, was ein Blog ist. Dort sind Blogs enorm erfolgreich und werden von vielen Millionen Menschen gelesen. So kann sich der berühmte US-Blog „The Huffington Post“ zum Beispiel monatlich über rund 28 Millionen Leser freuen – eine Zahl, die derzeit nicht einmal alle deutschsprachigen Blogs gemeinsam schaffen. In den Vereinigten Staaten verschwimmt die Grenze zwischen Blogs und traditionellen Medien inzwischen immer mehr; Unternehmen kaufen Blogs und integrieren sie auf ihren Online Angeboten oder starten eigene blogverwandte Webseiten. Die Beliebtheit von Blogs ist in den USA ungebrochen.

Doch warum sind deutschsprachige Blogs nicht annähernd so erfolgreich, wie die Blogs in den USA?

Schreiben unsere deutschen Blogger schlechter? Gibt es zu wenig gute Blogger in Deutschland? Oder vertrauen wir Deutschen nur den klassischen Medien und sind Blogs gegenüber skeptisch?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich denke, hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Zum einen sprechen viel weniger Menschen deutsch als englisch. Der mögliche Leserkreis von Blogs in Deutschland ist also von vornherein schon wesentlich begrenzter als der amerikanischer Blogs. Zudem gewöhnen sich die Deutschen erst langsam an das Internet und an die Möglichkeiten, die soziale Medien bieten. Ich glaube, das braucht einfach noch ein wenig Zeit. Und zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass die deutsche Blogosphäre sehr abwechslungsreich und breit gefächert ist. Ich bin sicher, die Leserzahlen der Blogs werden in den nächsten Jahren weiter steigen.

Aber wir können auch aktiv etwas tun, um den Erfolg deutscher Blogs zu steigern:

  • Liebe Blog-Leser, teilt gute Blogbeiträge über E-Mail, Facebook, Google+ und Twitter und unterstützt die Blogs mit Eurer Weiterempfehlung!
  • Liebe Blogger, fürchtet Euch nicht vor angeblicher Konkurrenz. Verlinkt fleißig zu anderen, themenrelevanten Blogs, setzt Trackbacks – das macht die deutsche Blogosphäre stark im Netz!

Zu dem Vorwurf von Sascha Pallenberg, die meisten deutschen Blogs seien zu unprofessionell, und wir müssen uns davor hüten von einer amerikanischen Blogwelle überrollt zu werden, da die Amerikaner den deutschen Markt mit ihren erfolgreichen Blog-Strategien bald angreifen werden, kann ich nur sagen:

ich habe Vertrauen in die deutschen Blogger und deutschen Leser. Mit der steigenden Nachfrage seitens der deutschen Internetuser, wird auch das Angebot an guten, deutschen Blogs steigen. Und schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass wir bereits eine Menge fantastischer deutscher Blogger haben, die seit Jahren regelmäßig gute Texte, Bilder und Videos im Netz veröffentlichen. Also mein RSS-Reader (Programm zum Abonnieren von Internet-News) ist randvoll mit deutschen Blogs, die ich täglich lese und die ich keineswegs als unprofessionell bezeichnen würde! Welche Blogs mir besonders gut gefallen, könnt Ihr rechts auf dieser Webseite in meiner so genannten Blogroll lesen: „Lesenswerte Blogs“.

Anmerkung: Mit diesem Blogpost beteilige ich mich an der Blogparade „Ist die deutschsprachige Blogosphäre am Ende?

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Katharina Kokoska

Bloggerin von Frisch-gebloggt.de // iNerd // Bloggerin, Texterin, Web Consultant und Internet-Poweruser // Bücherwurm und leidenschaftliche Hobbyfotografin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

24 Antworten

  1. claudiRTW sagt:

    Hi Katharina,
    ich bin vollkommen deiner Meinung: die Amerkianer haben mehr Reichweit aufgrund einer internationalen Verkehrssprache und nichts desto trotz sollten wir uns als deutsche Blogosphäre weder überrennen lassen noch anpassen oder verstecken müssen. Die deutsche Sprache ist ein Kulturgut und es gibt on- wie offline genügend Leser, die das zu schätzen wissen. Man sollte die deutsche Blog-Szene noch nicht abschreiben 😉
    Vielen Dank für deinen Aufruf an die Leser. Als Blogger fühl ich mich auf jeden Fall angesprochen und angespornt weiterzumachen 😉
    LG Claudi (um die Welt)

    • Katharina sagt:

      Hallo Claudi,
      danke für Deinen netten Kommentar und Deine Zustimmung. Du hast übrigens einen sehr schönen Reiseblog… da werde ich auf jeden Fall mal ein bisschen drin stöbern!
      Liebe Grüße
      Katharina

  2. Hi Katharina,

    Danke für die Teilnahme an der Blogparade. Ich äußere mich absichtlich noch nicht zu dem Thema, weil ich erst einmal alle Artikel und Kommentare, die noch im Hinblick auf die Blogparade erscheinen, zusammenfassen möchte und dann auch mein eigenes Bild der Blogosphäre und deren Entwicklungsmöglichkeiten zu präsentieren.

    Aber der Artikel ist wirklich gut und überschneidet sich in vielen Aspekten mit ähnlichen Gedankengängen zu dem Thema.

    Viele Grüße,
    Christian

    • Katharina sagt:

      Hallo Christian,
      ich bin schon gespannt auf die anderen Beiträge zur Blogparade und natürlich auch auf Deine Zusammenfassung! 🙂
      Liebe Grüße
      Katharina

  3. Ich blogge jetzt seit etwa eineinhalb Jahren. Ich kann leider nicht so regelmäßig Artikel schreiben, da ich im Beruf und in der Familie stark eingebunden bin. Ich werde aber dabei bleiben.
    Was mir aufgefallen ist, man bekommt recht schwer Zugang zu anderen Bloggern. Auf jeden Fall werde ich jetzt versuchen mehr Links zu anderen relevanten Blogs in meine Artikel einzubinden, aber natürlich nur, wenn es thematisch passt.

  4. Andrea sagt:

    Die Sprache spielt sicher eine Rolle – aber auch ich lese mehr amerikanische als deutsche Blogs. Die Auswahl ist einfach größer und viele amerikanische Blogs sind sehr gut geschrieben. Aber vielleicht habe ich nur noch nicht die passenden deutschen Blogs gefunden. Ich bin auch erst heute auf deinen gestoßen und werde ihn sicher weiter verfolgen.

    Lg Andrea

  5. Julia sagt:

    Wie Andrea schon sagte: Ich lese auch lieber englischsparchige Blogs. Die Reichweite bei deutschasprachigen Blogs haben halt nur eine begrenzte Reichtweite, aber ich bin mal gespannt wie sich das alles weiter entwickelt mit Social Media bzw. generell in welche Richtung sich das Internet enwtickelt.

    LG
    Julia

  6. Johanna Tal sagt:

    Hi Katharina,

    eine sehr spannende Sache, die du da angesprochen hast. Es liegt wahrscheinlich an einer menge von Gründen wieso die deutschen Blogs noch nicht so populär sind wie andere. Ich muss ehrlich zugeben lese auch lieber englisch sprachige Blogs oder bin auf tumblr unterwegs. Viele meiner Freunde interessieren sich auch gar nicht für Blogs, sondern bleiben den Printmagazinen treu.
    Mal schauen wie sich das entwickeln wird. Aber du hast einen tollen Blog, bitte mach weiter 🙂

    LG Johanna

  7. Marc sagt:

    Genau, nur keinen Kulturpessimismus aufkommen lassen! An die 100 Millionen deutschsprechende Leute (give or take) sind auch nicht so richtig wenig, und wenn erstmal jeder mit einem Tablet herumläuft, ist die Hürde zu elektronischen Medien richtig richtig niedrig. Bleibt nur noch herauszufinden, wie wir sicherstellen können, dass Blogs auf Tablets gut gelesen werden können…

  8. Ich bin gerade über deinen Post gestolpert und finde ihn sehr gelungen. Mein eigener Blogpost heute stellt die „10 Thesen, warum deutsche Blogs nicht funktionieren“ aus der Süddeutschen Zeitung vor. Da ich die Thesen so nicht stehen lassen wollte, hab ich einen Link zu deinem Post gesetzt, als positives Statement sozusagen! 😉
    Herzliche Grüße

  9. jana sagt:

    Dein Post trifft mich voll ins Herz bzw. den Kopf 😉 Genau diese Gedanken treiben mich auch um. Ich war jahrelang nur in der englischsprachigen Blogosphäre unterwegs. Beim Start meines eigenen Blogs habe ich tatsächlich schon überlegt, es in Englisch zu machen.

    Aber ich habe mich doch für deutsch entschieden. Weil es mir einfach mehr Spaß macht, in meiner Muttersprache zu schreiben. Und weil ich Leute hier in DACH erreichen möchte.

    Ich bin jedenfalls optimistisch: Es dauert halt immer ein bisschen, bis die Dinge so richtig über den großen Teich schwappen und so klein ist das potenzielle Publikum ja auch nicht 🙂

  10. Norbert sagt:

    Hi Leute!
    Da ich ein total Reisefreak bin, bin ich zu dem Entschluss gekommen einen professionellen Reiseblog zu starten. Jedoch habe ich etwas Angst vor der Konkurrenz.
    Es gibt schon seeeehhhr viele Reiseblogge heutzutage.
    Ausserdem bin ich am Überlegen, ob ich die Beträge gleich auf Englisch verfasse aufgrund des oben genannten Problems.
    Wieso sich nur mit 10% zufrieden geben wenn man 90% Leser haben kann.

  11. Endlich einmal jemand, der auch praktische Dinge in der deutschen Blogosphäre anspricht. Ich blogge seit 2001 und betreibe mehrere deutschsprachige Blogs zum Thema Reisen. Wenn ich jedoch versuche, Kooperationen mit deutschen Bloggern aufzubauen, bekomme ich häufig überhaupt keine Antwort, oder die Ansätze verlaufen sehr schnell wieder im Sande. Ich habe den Eindruck, dass unter den deutschen Bloggern – bis auf wenige gute Ausnahmen – eine Einzelkämpfer-Mentalität vorherrscht und kaum einer bereit ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken und sich für den Aufbau eines gemeinsamen themenverwandten Netzwerks an Blogs einzusetzen, etwas, das bei amerikanischen und britischen Bloggern ganz normal und an der Tagesordnung ist. Hier können wir wirklich alle selbst etwas dazu beitragen, die deutsche Blogosphäre vielschichtiger und interessanter zu machen.

  12. Liebe Katharina,

    vielen Dank für deinen Artikel! Ich denke, ein großes Problem der Szene ist die mangelnde Bekanntheit von guten Blogs (jetzt abgesehen von Bildblog etc.). Deutschsprachige Modeblogs sind da auch schon wesentlich erfolgreicher als zum Beispiel Reiseblogs. Aber der Trend geht aufwärts. Vernetzung ist sicher wichtig, doch nicht alles. Was mir oft auffällt, dass klassische Medien Blogs als Konkurrenz ansehen. Dabei wäre es ja ihre Aufgabe, neutral zu sein und zu berichten. Ich sehe in der englischsprachigen Presse mehr Hinweise auf gute Blogs. (Oder ist das nur ein Gefühl?) Interessant wäre natürlich noch zu wissen, wie es in anderen Ländern ausschaut… LG, Elke

  13. Trockenbau sagt:

    Ich suche schon den ganzen Tag gute deutsche Blogs, aber ich kann nichts finden. Auf jeden Fall, sehr interessant.

  14. siggi sagt:

    Ja die deutschen Blogs sind halt durch die Sprache eingeschränkt. Ausserdem sind die Amis viel offener als wir hier in Deutschland.

  15. Ragdoll sagt:

    Mann muss einfach gut sein um tolles Blog zu schreiben.

  16. Alex L sagt:

    Ich denke auch, dass die deutschen Blogs erst jetzt im Kommen sind und täglich entstehen ganz neue Blogs, so empfinde ich es zumindest und ich schreibe schon seit fast 7 Jahren in der Blogosphere und auf meinen Blogs. Mit den US-Blogs kann man uns gar nicht vergleichen, denn man dort wesentlich mehr Leser und Blogbesucher generieren kann. Das liegt ja auch an der Bevölkerungzahl von Amerika. In Deutschland leben gerade mal um die 80 Mio. Einwohner und da ist es doch klar, dass es weniger Leser gibt, aber abschreiben, die Blogosphere und so, sollte man keineswegs und die deutschen Blogs brauchen noch mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Leider geben auch sehr viele Blogs und Blogger nach einem Jahr oder einigen Monaten wieder auf. Aber das im Leben auch so, dass man Projekte aufgibt und es kann auch passieren, dass man kein Interesse mehr an dem eigenen Blog hat. Mir geht es eben anders und ich vernetze mich gerne mit anderen.

    Ich bin dafür, dass die deutsche Blogosphere weiter wächst und sich nach Möglichkeiten vernetzt und gegen den Linkgeiz vorgeht.

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